5. Art: Lamna (Odontaspis) cuspidata Ag.
Taf. Il. Fig. 59-63.
Diese Art bietet mit L. contortidens das grösste Material in der oberschwäbischen Molasse, und wie es scheint, auch anderwärts in miocenen Localitäten dar. Doch ist zu bemerken, dass die Grösse, welche die Zähne im Mainzer Becken und bei Linz erreichen, in den mittelmiocenen Ablagerungen der Molasse bei uns nicht erreicht wird. Die in den abgebildeten Figuren dargestellten Stücke gehören schon zu den recht grossen Exemplaren (0,03 m und darunter), während im Mainzer Becken Zähne mit 0,04 m gewöhnlich sind, vermischt mit solchen, welche in Grösse mit den schwäbischen Stücken übereinkommen. Da auch die Zähne der Schweizer Molasse von Wührenlos, die im Züricher Museum sich vorfinden, die geringere Grösse der schwäbischen theilen, so scheint hier ein Unterschied stattzufinden, den man wohl als eine variatio minor fixiren dürfte. Nach Gibbes (l. c. S. 18) vereinigte Agassiz die von ihm zuvor aufgestellte Art L. denticulata mit L. cuspidata. Auch das Material aus der schwäbischen Molasse bestätigt die Richtigkeit dieser Vereinigung. Trotzdem dass diese Spezies wohl zu den bekanntesten gehört, müsscn wir dieselbe doch um der Vergleichung willen mit andern ähnlichen Arten beschreiben und abbilden. Die Vorderzähne (Fig. 59 von der Seite und Fig. 60 von aussen) lassen die grosse Aehnlichkeit mit den entsprechenden Zähnen von L. contortidens erkennen. Die Wurzelhörner sind gross und kräftig; die Nebenspitzen bei den vordem Zähnen meist einfach, sehr ähnlich, wie bei L. contortidens; die Grösse kaum von Zähnen der letzteren Art unterschieden. Wenn man jedoch ganze Reihen neben einander legt, so bemerkt man, dass die Zähne von L. contortidens bei gleicher Höhe etwas schlanker, die von L. cuspidata etwas breiter sind. Das Hauptmerkmal zur Unterscheidung ist jedoch der Mangel der Streifung auf der Innenseite. Die Risse im Schmelz , die bei fossilen Zähnen so oft der Länge nach sich einstellen, darf man nicht mit Streifung verwechseln. Den Zahn Fig. 61 (von innen) nehmen wir für einen Uebergangszahn, da sich bei ihm die Basis schon mehr horizontal zu strecken anfangt und auch wegen seiner geringeren Grösse. Sobald die Basis mehr Raum für die Nebenspitzen darbietet, fangen diese an sich gern zu verdoppeln. Die schief nach hinten geneigten Zähne (Fig. 62 und Fig. 63, beide von aussen) lassen jene Zähnelung an der Basis erkennen, die Agassiz anfänglich als Unterscheidungsmerkmal seiner L. denticulata hervorgehoben hatte. Eine, die mittlere, Nebenspitze ist so gross, wie sie bei dieser Art vorzukommen pflegt; nach hinten und nach vorn schliessen sich an dieselbe jederseits noch einige oder wenigstens ein Nebenspitzehen an. Dass jedoch dieses Merkmal kein festes Artmerkmal sein könne , geht daraus hervor, dass bei einigen Zähnen auf der Vorderseite diese feinere Nebenzähnelung fehlt, während sie auf der Hinterseite des nämlichen Zahns vorhanden ist, oder umgekehrt.