Pachyscyllium dachiardii

Ordnung: Carcharhiniformes Compagno, 1973    Grundhaiartige

Familie: Scyliorhinidae sensu Iglésias et al. (2005) oder Scyliorhinidae III sensu Naylor et al. (2012)

Gattung: †Pachyscyllium Reinecke, Moths, Grant & Breitkreuz, 2005

Typusart: †Pachyscyllium albigensis Reinecke, Moths, Grant & Breitkreuz, 2005

Pachyscyllium dachiardii (Lawley, 1876)

Syntypen: Naturkundemuseum der Universität von Pisa (M.P.P.1.9, zehn weitere Syntypen verschollen)

Typlokalität und Stratum typicum: Orciano, Provinz Pisa, Toskana, Italien; Pliozän

Synonyme: Scyllium d’achiardii (Lawley, 1876), Scyliorhinus dachiardii (Lawley, 1876), Premontreia dachiardii (Lawley, 1876), Premontreia (Oxyscyllium) dachiardi (Lawley, 1876), Scyliorhinus venloensis Weiler, 1943, Pachyscyllium venloensis (Weiler, 1943), Premontreia (Oxyscyllium) venloensis (Weiler, 1943)

Text der Erstbeschreibung: Lawley, 1876 Seite 36

Maximalgröße: h: bis max ca. 8 mm

Taxonomische Situation: Reinecke et al. errichtete 2005 die neue Gattung Pachyscyllium mit der Typusart Pachyscyllium albigensis und stellte die von Weiler (1943) aus der Hemmoor-Stufe beschriebene Art Scyliorhinus venloensis ebenfalls zur Gattung Pachyscyllium. Gleichzeitig wiesen sie darauf hin, dass es sich bei dieser Art möglicherweise um ein Juniorsynonym von Pachyscyllium dachiardii (Lawley, 1876) handeln könnte. Cappetta (2006) fügte der Synonymliste von Pachyscyllium dachiardii (Lawley, 1876) noch die Art „Premontreia (Oxyscyllium) distans“ hinzu. Reinecke et al. (2011) kamen nach Studium der Originale zu Probst (1879) jedoch zu dem Ergebnis, dass die Art „distans“ valide sei und bezweifelten hier bereits die Zugehörigkeit zur Gattung Premontreia. Cappetta (2012) kam letztendlich zu dem Schluss, dass die „dachiardii- distans“ Gruppe zur Gattung Pachyscyllium gehört, folgte jedoch nicht der Auffassung von Reinecke et al. (2011) und beließ die „distans“ Art als Synonym von Pachyscyllium dachiardii. Wir folgen hier jedoch der Auffassung und Argumentation von Reinecke et al. (2011) und vertreten ebenfalls die Auffassung, dass es sich um zwei morphologisch eindeutig unterscheidbare Arten handelt.

Beschreibung: Bei P. dachiardii ist offensichtlich eine gradient monognathe Heterodontie ausgebildet. Die vorderen antero-lateralen Zähne haben im Gegensatz zu den seitlichen bzw. hinteren antero-lateralen Zähnen eine schlankere Hauptspitze sowie eine schmalere Krone und Wurzel.

Pachyscyllium dachiardii (LAWLEY, 1876)
Pachyscyllium dachiardii (LAWLEY, 1876), Walbertsweiler, Ottnangium, Höhe ca. 7,2 mm, Breite ca. 4,3 mm, vorderer antero-lateraler Zahn, labial, lingual, schräg im Profil und okklusal, Sammlung Unger (CU-W1-35).
Pachyscyllium dachiardii (LAWLEY, 1876)
Pachyscyllium dachiardii (LAWLEY, 1876), Walbertsweiler, Ottnangium, Höhe ca. 6,7 mm, Breite ca. 6,8 mm, hinterer antero-lateraler Zahn, lingual, labial, Profil und okklusal, Sammlung Unger (CU-W1-36).

Die Hauptspitzen der Zähne sind deutlich (45-60 Grad) nach lingual geneigt, die distale Neigung ist im Gegensatz dazu meist nur gering und erst bei den hinteren Lateralzähnen erkennbar. In der Regel ist nur ein Paar Seitenspitzen vorhanden. Die Seitenspitzen sind immer kräftig entwickelt und nieder. Sie erreichen meist nur ein Viertel der Höhe der Hauptspitze. Ihre linguale Neigung entspricht der der Hauptspitze. Die lingualen Flächen der Haupt- und Seitenspitzen sind stark konvex gekrümmt. Die Schneidekanten verlaufen durchgehend von der Spitze der Hauptspitze über die Seitenspitzen bis zum mesialen bzw. distalen Rand der Krone.

Sowohl die labiale Kronenbasis, als auch die labialen und lingualen Flächen der Seitenspitzen sind in der Regel glatt und ohne Ornamentation oder Schmelzfalten. Lediglich auf der Labialseite und dort vor allem im Bereich der Seitenzähne können kurze, einzelne Schmelzfalten auftreten.

Pachyscyllium dachiardii (LAWLEY, 1876)
Pachyscyllium dachiardii (LAWLEY, 1876), Walbertsweiler, Ottnangium, Höhe ca. 5,0 mm, Breite ca. 3,3 mm, labial, lingual und schräg labial, Sammlung Unger (CU-W1-37).

Die massive Wurzel reicht beidseitig bis zum Kronenrand, in den meisten Fällen ist sie jedoch breiter als die Krone. Auf der Lingualseite ist eine kräftige Wurzelprotuberanz entwickelt. Die ebene bis leicht konvexe Basalfläche wird durch eine breite Furche, die fast den unteren Rand der Krone erreicht, in zwei gleich große, annähernd dreieckige Loben geteilt. Hier mündet ein großes Zentralforamen. Auf der den latero-lingualen Flächen der Wurzel sind weitere unterschiedlich große Foramina links und rechts der Nährfurche vorhanden, während auf der Labialfläche der Wurzel meist nur einige sehr kleine Foramina sichtbar sind.

 Pachyscyllium dachiardii (LAWLEY, 1876)
Pachyscyllium dachiardii (LAWLEY, 1876), Walbertsweiler, Ottnangium, Höhe ca. 2,7 mm, Breite ca. 3,6 mm, labial, lingual, Profil und okklusal, Sammlung Unger (CU-W1-38).

Verbreitung (geografisch/stratigraphisch) in der Molasse:

Deutschland:

Ottnangium:

  • Walbertsweiler, Baden-Württemberg (Sammlung Bracher, Unger)
  • Ballendorf, Baden-Württemberg (Bracher 2000)

Österreich:

Ottnangium:

  • Höbmannsbach, bei Schärding, Oberösterreich (Sammlung Pollerspöck)
  • Kletzenmarkt bei Bad Schallerbach, Oberösterreich (Sammlung Pollerspöck)

Schweiz:

Burdigalium (Luzern-Formation)

Burdigalium (St.-Gallen-Formation)

Literaturliste (in Zusammenarbeit mit www.shark-references.com):