Ordnung: Myliobatiformes Stechrochenartige
Familie: Rhinopteridae Jordan & Evermann, 1896 Kuhnasenrochen
Gattung: Rhinoptera Cuvier, 1829
Typusart: Myliobatis marginata Geoffroy St. Hilaire, 1817
Rhinoptera studeri (Agassiz, 1843)
Holotypus: verschollen
Typlokalität und Stratum typicum: Schweiz, Miozän
Synonyme: Rhinoptera dubia (Leidy, 1855), Zygobates dubia Leidy, 1855, Zygobates dubius Leidy, 1855, Rhinoptera schultzi Hiden, 1995
Text der Erstbeschreibung: Agassiz, 1843
Maximalgröße: h = >10 mm, b = 40 mm, t = >10 mm
Beschreibung:
Diese Gattung besitzt das typische „Pflasterzahngebiss“ vieler Rochen, bei dem die Einzelzähne wabenförmig zu einer geschlossenen Kauplatte zusammengefügt sind. Je nach Stellung im Gebiss variieren die Zähne in ihrer Größe sehr stark, in der Plattenmitte sind sie bis zu 40 mm breit und messen an den seitlichen Rändern teilweise deutlich unter 5 mm (siehe oben rezentes Gebiss von Rhinoptera bonasus (Mitchill, 1815)). Die Einzelzähne ähneln denen der Myliobatidae (Gattungen: Myliobatis, Aetomylaeus und Pteromylaeus). Sie zeigen sowohl im Ober- als auch im Unterkiefer einen hexagonalen Umriss und werden von mehreren lateralen, immer kürzer werdenden Zähnen flankiert. Die Kaufläche ist in der Regel glatt, lingual fehlt ein basaler lingualer Kronenabsatz zwischen der Kaufläche und der Wurzel, die Krone nimmt nach distal an Höhe ab.
Bemerkungen:
Aus der Molasse sind bisher zwei Arten der Gattung Rhinoptera beschrieben worden:
- Rhinoptera studeri (Agassiz, 1843)
- Rhinoptera schultzi Hiden, 1995
Rhinoptera schultzi unterscheidet sich von Rhinoptera studeri durch „die geringere Dicke der Zahnkrone sowie durch das völlige Fehlen einer Riefung auf lingualer und labialer Kronenseite“ (Hiden, 1995). Neben den drei Zähnen, die Hiden zur Verfügung hatte, wurden bis heute nur mehr wenige Nachweise dieser Art publiziert. Reinecke & Radwański (2015) bilden Zähne aus dem Badenium von Polen ab, die sie aufgrund des regelmäßigen sechseckigen Umrisses in der Okklusalansicht, einer in Bezug auf die Krone nur sehr geringfügig nach lingual verschoben Wurzel und das Fehlen basalen Kronenabsatzes an der lingualen Kronenbasis dieser Art zuweisen.
Szabó et al. (2017) beschreiben aus dem Oligozän von Ungarn einen sehr schlecht erhaltenen Zahn (Fig. 9n-q), den sie ebenfalls zu Rhinoptera schultzi stellen. Der Zahn ist sehr stark abgerollt, morphologische Details, die eine sichere Bestimmung auf Gattungs- oder Artniveau ermöglichen, sind nicht erkennbar. Nach unserer Auffassung kann der Zahn lediglich als ?Rhinoptera sp. angesprochen werden.
Vier Jahre später bilden Szabó et al. (2021) einen weiteren vermeintlichen Zahn dieser Art aus dem Miozän von Ungarn ab (Tafel 9 U–I’). Auch dieser Zahn ist stark abgerollt und schlecht erhalten. Außerdem weist er entgegen der Artdiagnose eine sehr hohe Zahnkrone auf.
Zusammenfassend muss festgestellt werden, das die bisher dokumentierten Funde von Rhinoptera schultzi nicht ausreichen, um die Gültigkeit dieser Art zu bestätigen. Wir schließen uns deshalb hier der Auffassung von Schultz (2013) an, der die Art als Synonym von Rhinoptera studeri ansieht („Ich halte die Merkmale, die Hiden 1995 zur Aufstellung der neuen Art schultzi heranzieht, für problematisch, weil u. a. die ontogenetische Entwicklung und auch der Abkauungsprozess der Zahnplatten nicht berücksichtigt wird. Die Zuordnung zu studeri erscheint daher angezeigt.“ Schultz (2013)).
Herman et al. (2000, S. 22) bemerkten in ihrer Beschreibung der Zähne der rezenten Art Rhinoptera marginata Geoffroy St. Hilaire, 1817, dass ein basaler lingualer Absatz (Vorsprung nach Hiden) fehlt, die labialen und lingualen Kronenflächen nicht ornamentiert sind und die Wurzel im Verhältnis zur Krone nur leicht nach lingual verschoben ist. Außerdem nimmt die Kronenhöhe der lateralen (seitlichen) Rhinoptera-Zähne in der Regel vom mesialen zum distalen Rand hin ab (Cappetta, 2012, Seite 454). Dieses Merkmal ist auch bei medialen Zähne erkennbar. Bei diesen Zähnen ist die Krone in der Mitte des Zahnes am dicksten, und nimmt zu beiden Seiten hin ab (siehe Tafel 31, Herman et al., 2000).
Rezent sind aktuell 18 Arten bekannt (Stand: 05/2023, Pollerspöck & Straube, 2023, https://shark-references.com/species/listByGenus/864). Bis heute gibt es keine detaillierten Untersuchungen, die es ermöglichen, einzelne Arten dieser Gattung anhand von isoliert gefundenen Einzelzähnen zu unterscheiden. Ob sich die miozänen Funde dieser Gattung alle einer Art zuordnen lassen, oder ob es sich um mehrere Arten handelt, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht geklärt werden.
Rhinoptera studeri, Roggliswil-Honwald, St.-Gallen-Formation, Breite: 24mm, Tiefe: 6mm, Sammlung B. Lüdi
Rhinoptera studeri, Roggliswil-Honwald, St.-Gallen-Formation, Breite: 27mm, Tiefe: 6mm, Sammlung B. Lüdi
Rhinoptera studeri, Roggliswil-Honwald, St.-Gallen-Formation, Breite: 29mm, Tiefe: 6mm, Sammlung B. Lüdi
Rhinoptera studeri, Roggliswil-Honwald, St.-Gallen-Formation, Breite: 42mm, Tiefe: 8mm, Sammlung B. Lüdi
Rhinoptera studeri, Schötz-Gläng, Luzern-Formation, Breite: 14mm, Tiefe: 5mm, Sammlung B. Lüdi
Rhinoptera studeri, Staffelbach-Böl, St.-Gallen-Formation, Breite: 17mm, Tiefe: 7mm, Sammlung B. Lüdi
Rhinoptera studeri, Staffelbach-Böl, St.-Gallen-Formation, Breite: 27mm, Tiefe: 6mm, Sammlung B. Lüdi
Rhinoptera studeri, Staffelbach-Böl, St.-Gallen-Formation, Breite: 32mm, Tiefe: 6mm, Sammlung B. Lüdi
Verbreitung (geografisch/stratigraphisch) in der Molasse:
Deutschland:
- Äpfingen, Baden-Württemberg (Höltke et al. 2022)
- Baltringen, Baden-Württemberg (Probst 1879, Sach 2016, Pollerspöck & Unger, 2022)
- Ballendorf, Baden-Württemberg (Bracher 2000)
- Ermingen (Hochsträß), Baden-Württemberg (Baier et al. 2004)
- Simssee, Bayern (Villafaña et al. 2020)
- Ursendorf, Baden-Württemberg (Höltke et al. 2020)
- Walbertsweiler, Baden-Württemberg (Barthelt et al. 1991)
Österreich:
- Steinbruch Weissenegg, N Wildon, Steiermark (Hiden, 1995)
Schweiz:
Burdigalium (St.-Gallen-Formation):
- Benken (Leriche 1927, Fischli 1930)
- Roggliswil-Honwald (Sammlung . Lüdi)
Literaturliste (in Zusammenarbeit mit www.shark-references.com):