Ordnung: Squaliformes Goodrich, 1909 Dornhaiartige
Familie: Centrophoridae Bleeker, 1859
Gattung: Centrophorus Müller & Henle 1837
Typusart: Squalus granulosus Bloch & Schneider 1801
Die nachfolgenden Bilder zeigen Zähne (rasterelektronische Aufnahmen) von einem 97 cm langen weiblichen Tier von Centrophorus granulosus, gefangen vor Nizza (Mittelmeer) (© Jacques Herman, Belgien).
Centrophorus sp.
Bemerkungen:
Taxonomisch werden fossile Zähne aus dem Miozän der Paratethys bzw. dem Pliozän des Mittelmeerraumes in der Regel als Centrophorus granulosus beschrieben (e.g. Barthelt et al. 1991, Vialle et al. 2011, Pollerspöck & Beaury 2014, Cappetta & Cavallo 2006, Cigala-Fulgosi et al. 2009). Aktuell sind 13 Arten von Centrophorus bekannt (Pollerspöck & Straube 2019), die Gattung befindet sich derzeit unter taxonomischer Revision (White et al. 2013, 2017) und es wurden bisher keine detaillierten zahnmorphologischen Untersuchungen veröffentlicht, die eine Unterscheidung auf Artniveau erlauben. Aus diesem Grund wird hier auf die Nennung eines Artnamens verzichtet.
Cappetta (2012, Seite 116) führt bei der Gattung Centrophorus die von Probst (1879) als C. serratus (Probst 1879) beschriebene Art als gültig auf und vermerkt als Fundort Baltringen, Deutschland. Probst (1879, Seite 174) hingegen bemerkt zu den wenigen gefundenen Zähnen dieser Art, dass sie nicht von Baltringen sondern von Schemmerberg und Altheim stammen, ca. 5 mm groß sind und im Gegensatz von Acanthias radicans einen gezähnelten Kronenrand haben. Das Material von Probst stammt aus sandigen Ablagerungen und ist dementsprechend abgerollt. Bei seiner als Acanthias serratus beschriebenen Art handelt es sich lediglich um adulte Exemplare von Centrophorus sp., die eine ausgeprägte Zähnelung des Kronenrandes aufweisen.
Fossile Zähne dieser Gattung aus dem Molassebecken sind relativ häufig. Die Gattung zeigt eine ausgeprägte dignathe Heterodontie bei den Ober- und Unterkieferzähnen.
Beschreibung:
Im Unterkiefer bilden die Einzelzähne einer Serie eine fast geschlossene Schneide. Dabei überlappt der mesiale Rand eines Zahnes den distalen Rand des benachbarten Zahnes. Die Zähne sind höher als breit und labio-lingual stark komprimiert. Die Zahnkrone ist breit und je nach Stellung im Gebiss unterschiedlich stark zum Mundwinkel hin geneigt (1). Der mesiale Kronenrand ist scharf und sehr dünn mit einer unregelmäßigen, teils sehr groben Zähnelung. Das distale Talon ist hoch, konvex und durch eine Kerbe von der Zahnkrone abgesetzt (2). Seine Schneide ist meist glatt und nur vereinzelt kann eine schwache Zähnelung festgestellt werden. Die becherförmige linguale Überlappungsfläche (3) wird durch scharfe Ränder deutlich markiert. Die labiale Überlappungsfläche ist dagegen nur undeutlich durch einen feinen Wulst begrenzt (4). Das labiale Apron ist an der Kronenbasis breit und und hebt sich deutlich von der Wurzelfläche ab. Es erreicht nie den unteren Rand der Wurzel (5). Die linguale Uvula ragt markant hervor (6). Der kräftig gewölbte horizontal verlaufende linguale Wurzelwulst zieht sich über die ganze Zahnbreite (7). Er wird in Höhe der Uvula vom Zentralforamen durchbrochen. Die Wurzel des Parasymphysenzahns ist annähernd quadratisch. Sie ist bei den anterio-lateralen Zähnen im Umriss halbkreisförmig gebogen (9).
Bei den Mundwinkelzähnen ist der distale Wurzelrand stark geneigt. Bei allen Unterkieferzähnen führt auf der Lingualfläche der Wurzel eine schwach ausgebildete Basalfurche zum Zentralforamen (10).
Im Oberkiefer liegt eine deutlich ausgeprägte gradient monognathe Heterodontie vor. Im Symphysenbereich sind die Zähne annähernd symmetrisch. Sie haben eine spitze, senkrecht aufragende Zahnkrone (11). Die Schneiden dieser Zähne sind glatt und weisen keinerlei Zähnelung auf. Ihre Wurzel ist annähernd quadratisch (12). Es sind keine Überlappungsflächen vorhanden. Die linguale Uvula ist sehr klein und glatt (13). Das labiale Apron is kurz und schmal und manchmal nach distal gekrümmt (14). Die seitlichen Talons sind in die Zahnkrone einbezogen.
Der Formübergang zu den Lateralzähnen ist fließend. Ihre Form wird asymmetrisch. Die Zahnkrone neigt sich immer mehr nach distal (16). Sie ist jedoch im mesialen Kieferbereich deutlich stärker aufgerichtet als bei den gegenüberliegenden Unterkieferzähnen. Der mesiale Kronenrand dieser Zähne kann fein gekerbt sein. Das distale Talon ist bei diesen Zähnen wieder durch eine deutliche Kerbe von der Zahnkrone abgesetzt (17). Sowohl lingual als auch labial treten schwach ausgebildete Überlappungsflächen auf. Die Uvula ist kurz und dick (18). Die linguale Wurzelwölbung ist kräftig herausgehoben und wird vom Zentralforamen durchbrochen. Manchmal können auch zwei axiale Foramina ausgebildet sein (21). Die Basalfurche ist meist deutlich in die Wurzelplatte eingesenkt. Das Apron ist kräftig entwickelt und hebt sich deutlich von der Wurzelfläche ab (20).
Die Zahnkronen der Mundwinkelzähne sind sehr stark nach distal geneigt und die Zahnformen sind mesio–distal gestreckt.
Centrophorus | Deania | |
Unterkieferzähne | ||
Zahnkrone | Neigungswinkel bis 300 | Neigungswinkel bis 250 |
Schneide | deutlich unregelmäßig gezähnelt | nicht oder nur sehr schwach gezähnelt |
Zentralforamen | ein zentrales Foramen durchbricht den lingualen Wurzelwulst | zwei zentrale Foramina; der linguale Wurzelwulst wird nicht durchbrochen |
Basalfurche | oberflächlich | deutlich eingekerbt |
Oberkieferzähne | ||
Uvula (lingual) | gut entwickelt | nur als schwache Wölbung der Zahnkrone erkennbar |
Apron (labial) | schmal, gradlinig | breit, am Basalrand oft eingebuchtet, umfließt die externen Foramina |
Überlappungsflächen | vorhanden | fehlen |
Verbreitung (geografisch/stratigraphisch) in der Molasse:
Deutschland:
- Mitterdorf, Bayern (Pollerspöck & Straube 2017)
- Heigelsberger Graben, Bayern (Pollerspöck & Beaury 2014)
- Simsee (ex. Sammlung Pollerspöck)
- Ermingen (Hochsträß), Baden-Württemberg (Baier et al. 2004)
- Baltringen, Baden-Württemberg (Probst 1879, Sach 2016)
- Ballendorf, Baden-Württemberg (Bracher 2000)
- Baltenstein, Allgäu, Bayern (Scholz & Bienerth, 1992)
- Walbertsweiler, Baden-Württemberg (Barthelt et al. 1991)
Österreich:
- Wallern an der Trattnach, Oberösterreich (Pfeil 1983, Bracher & Unger 2007)
- Riedau, Oberösterreich (Schultz 2013)
- Allerding, Oberösterreich (Schultz 2013)
- Antiesen-Steilufer, Oberösterreich (Schultz 2013)
- Höbmannsbach, bei Schärding (Pfeil 1983)
Schweiz:
Burdigalium (St.-Gallen-Formation):
- Bollwies (Bolliger et al. 1995)
- Benken (Fischli 1930)
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