Ordnung: Carcharhiniformes Compagno, 1973 Grundhaiartige
Familie: Pentanchidae Smith, 1912
Taxonomische Bemerkung zur Familie Scyliorhinidae/Pentanchidae: Kürzliche durchgeführte phylogenetische Untersuchungen basierend auf DNA-Sequenz-Daten zeigten, dass die Familie Scyliorhinidae polyphyletisch ist. Iglésias et al. (2005) haben daraufhin die Familie Pentanchidae Smith, 1912 wieder für gültig erklärt. Diese Familie umfasst hierbei die Gattungen Apristurus, Asymbolus, Cephalurus, Galeus, Halaelurus, Haploblepharus, Holohalaelurus, Parmaturus und Pentanchus. Später teilten Naylor et al. (2012) aufgrund ihrer Untersuchungen die Gattungen der beiden Familien in die drei folgenden monophyletischen Claden ein:
- Scyliorhinidae I mit den Gattungen Apristurus, Galeus, Asymbolus, Figaro, Bythaelurus, Halaelurus, Haploblepharus, Holohalaelurus und Parmaturus;
- Scyliorhinidae II mit den Gattungen Atelomycterus, Aulohalaelurus, Schroederichthys and Parmaturus;
- Scyliorhinidae III mit den Gattungen Cephaloscyllium, Poroderma, und Scyliorhinus.
Gattung: †Pseudoapristurus Pollerspöck & Straube, 2017
Typusart : †Pseudoapristurus nonstriatus Pollerspöck & Straube, 2017
†Pseudoapristurus nonstriatus Pollerspöck & Straube, 2017
Holotypus: Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und Geologie (SNSB-BSPG) 2015 III 2-24
Paratypen: SNSB-BSPG 2015 III 2-34, SNSB-BSPG 2015 III 2-79
Typlokalität und Stratum typicum: Mitterdorf, bei Fürstenzell, Niederbayern, Deutschland, Neuhofener Schichten, Obere Meeresmolasse, spätes Ottnangium (entspricht dem mittleren Burdigalium)
Synonyme: keine
Maximalgröße: H: 0,5 mm – 0,7 mm
Beschreibung:
Zähne meist zwischen 0,5 mm und 0,7 mm hoch, mehrspitzig, in der Regel 1 – 2 Paar Nebenspitzen, das Paar Nebenspitzen neben der Hauptspitze kann bis zu 2/3 der Höhe der Hauptspitze erreichen, Lingualseite der Haupt- und Nebenspitzen deutlich konvex gewölbt, Labialseite schwächer konvex gewölbt, ausgeprägte dignathe Heterodontie insbesondere bei der Form der Nebenspitzen (dünn, dolchförmig bzw. dreieckig breite Basis). Entlang des Kronenrandes auf der Lingualseite deutliche, entlang der Labialseite schwach ausgeprägte, becherförmige Ornamentation in typisch scyliorhinider Art. Schneidekanten bei Haupt- und Nebenspitzen erreichen stets die Spitze. Wurzel zweilobig, lingual, mittig zwei deutliche große Foramina.
Es konnten zwei verschiedene Zahntypen beobachtet werden. Einer entspricht dem Holotypus und einem der Paratypen mit dolchartigen, extrem langen Seitenspitzen (Pollerspöck & Straube 2017 Fig. 7 no. 1 – 3), sowie der zweiter Zahntyp besitzt deutlich niedrigere und breitere, im Querschnitt länglich ovale Seitenspitzen (Pollerspöck & Straube 2017 Fig. 7 Nr. 4 – 8). Diese zwei Formen lassen den Schluss zu, dass es sich vermutlich um Oberkiefer-/Unterkieferzähne handelt, wobei zu vermuten ist, dass es sich bei Zähnen mit den spitzen, dolchartigen Seitenspitzen um die Oberkieferzähne handelt (dignathe Heterodontie). Möglicherweise liegt aber auch eine Form von Sexualdimorphismus vor (gynandrische Heterodontie), wie er zum Beispiel bei Rochen häufig auftritt (z.B. Gattung Raja, Dasyatis), jedoch auch in abgeschwächter Form bei Vertretern der Familie Pentanchidae und Scyliorhinidae beobachtet werden kann (Herman et al. 1990, p. 183).
Taxonomisch wurde die neue Gattung zur Familie der Pentanchidae gestellt, da die becherartige Struktur am Kronenrand bei vielen Vertretern dieser Familie zu beobachten ist (zum Beispiel bei den Gattungen Galeus, Apristurus, Haploblepharus, Holohalaelurus und Halaelurus, Herman et al. 1990).
Anmerkung: Zahnmorphologisch vergleichbare Zähne wie von Pseudoapristurus sind weder von fossilen noch von rezenten Arten bekannt. Das Fehlen von bisherigen fossilen Nachweisen kann unter Umständen daran liegen, dass sich erst in jüngster Zeit Paläontologen vermehrt Tiefseeablagerungen zugewandt haben und heute mit Siebgrößen von bis zu 0,25 mm und kleiner arbeiten. Gegenwärtig bilden die Arbeiten von Herman et al. (1989-1992), die erstmals Zähne aller damalig bekannten rezenten Haigattungen mittels rasterelektronischen Aufnahmen dokumentierten haben, die Basis für paläontologische Untersuchungen und Zuordnung zu den bekannten Gattungen. Jedoch wurden insbesondere in jüngster Zeit zahlreiche Neubeschreibungen von Tiefseehaien publiziert, bei denen in der Regel auf eine detaillierte Beschreibung und Abbildung der Zähne verzichtet wird.
Verbreitung (geografisch/stratigraphisch) in der Molasse:
Deutschland:
- Mitterdorf, Fürstenzell, Bayern (Pollerspöck & Straube 2017)
Vorkommen außerhalb der Molasse:
keine Nachweise außerhalb der Typlokalität
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