Ordnung: Carcharhiniformes Compagno, 1973 Grundhaiartige
Familie: Galeocerdonidae Poey, 1875
Die Gattung wurde lange Zeit der Familie Carcharhinidae Jordan & Evermann, 1896 zugeordnet. Aufgrund neuerer Untersuchungen von White et al. 2017 [25997] wird die Gattung nun in die Familie Galeocerdonidae eingruppiert. Die zutreffende Schreibweise der Familie ist Galeocerdonidae und nicht wie manchmal gebraucht „Galeocerdidae“ (Steyskal 1980 no. 66 page 175 [29455]; Fricke, R., Eschmeyer, W. N. & Van der Laan, R. (eds) 2021. ESCHMEYER’S CATALOG OF FISHES: GENERA, SPECIES, REFERENCES, vers. 04/2021).
Gattung: Galeocerdo Müller & Henle, 1837
Typusart : Squalus arcticus Faber, 1829 (=Synonym von Galeocerdo cuvier (Péron & Lesueur, 1822))
Anmerkung zur Typusart: Die Zoologischen Nomenklatur legt unter anderem fest, welche Art als Typusart gilt. Bei neuen Veröffentlichungen, in denen eine neue Gattung beschrieben wird, muss der Autor in dieser Veröffentlichung eine Typusart festlegen. Bei älteren Publikationen wurde oftmals keine Typusart festgelegt. Diese Fälle sind in Artikel 69 der Nomenklatur geregelt. Der Gattungsname Galeocerdo wurde erstmals von Müller & Henle, 1837 eingeführt. In dieser Arbeit wurde jedoch keine Typusart bestimmt. In derartigen Fällen wird die Art Typusart, die von einem nachfolgenden Autor erstmals bestimmt wurde, eine nachträglich Änderung, selbst wenn sich wie im vorliegenden Fall herausstellt, dass der gewählte Artname ein Synonym ist, ist nicht mehr möglich (Artikel 69.1). Ein Jahr nachdem Müller & Henle den Gattungsnamen publizierten, hat Bonaparte (1838) in seinem Werk „Selachorum tabula analytica“ die Art Squalus arcticus Faber, 1829 zur Typusart bestimmt. Nachträglich hat sich dann herausgestellt, dass es sich um ein Synonym von Squalus cuvier (Péron & Lesueur, 1822) (=Galeocerdo cuvier) handelt.
Die nachfolgenden Bilder zeigen ein Gebiss eines weibliches Tier von 252 cm Länge (© Ross Robertson, Smithsonian Tropical Research Institute, Panama).
†Galeocerdo aduncus (Agassiz, 1835)
Syntypen: verschollen? Museum Karlsruhe? (Fig. 24-28, Tafel 26 Agassiz, 1835)
Typlokalität und Stratum typicum: lt. Agassiz verschiedene Orte
Synonyme: Galeocerdo (Physogaleus) aduncus (Agassiz, 1835), Galeocerdus aduncus (Agassiz, 1835), Galeus aduncus Agassiz, 1835, Physogaleus aduncus (Agassiz, 1835), Carcharias (Prionodon) armatus Probst, 1878, Carcharias (Prionodon) baltringensis Probst, 1878, Galeocerdo baltringensis (Probst, 1878), Galeus baltringensis (Probst, 1878), Notidanus biserratus Münster, 1842, Carcharias (Prionodon) deformis Probst, 1878, Galeocerdus gibbus Costa, 1856, Carcharias (Prionodon) javanus (Martin, 1883), Galeocerdo medius Wittich, 1898, Galeocerdo praecursor Dartevelle & Casier, 1959, Galeocerdus rectus Costa, 1850, Carcharias speciosus Probst, 1878, Carcharias (Prionodon) speciosus Probst, 1878, Carcharias (Prionodon) tumidus Probst, 1878, Galeocerdo wynnei Mehrotra, Mishra & Srivastava, 1973
Text der Erstbeschreibung: Agassiz, 1843 Seite 231
Maximalgröße: h bis 18 mm
Beschreibung:
Die Ober-/Unterkieferzähnen der sich gegenüberliegenden Zahnreihen unterscheiden sich bei der Gattung nur minimal (sehr schwach ausgeprägte dignathe Heterodontie). Innerhalb der einzelnen Zahnreihen sind Größen- und Formdifferenzen vorhanden. In beiden Kieferhälften ist eine kontinuierliche Veränderung der Form und Größe der Bezahnung feststellbar (=gradient monognathe Heterodontie).
Die an der Basis breite, auf der Lingualseite schwach gewölbte Zahnkrone der antero-lateralenZähne läuft in einer ziemlich schmalen Kronenspitze aus. Sie ist bei den Symphysenzähnen steil aufgerichtet; bei den lateralen Zähnen nimmt die Neigung zum Gaumen hin kontinuierlich zu. Die mesiale Schneide verläuft im unteren Kronenabschnitt entweder leicht konkav oder fast gerade. Im mittleren Teil wölbt sie sich zu einem kräftigen gleichmäßigen Bogen auf, der im oberen Drittel der Krone wieder in einer Geraden ausläuft. So entsteht der optische Eindruck, als ob die Schneide an dieser Übergangsstelle abgeknickt wäre. Über ihre gesamte Länge ist die Schneide fein gezähnelt, wobei die Ausbildung der Zähnelung im Mittelteil stark hervortritt, in ihrer Intensität zur Spitze hin jedoch abnimmt. Auch die konvexe, distale Schneide ist über ihre gesamte Länge gezähnelt. Durch eine kleine Kerbe ist sie vom stark abfallenden distalen Talon abgesetzt. An dieser Stelle ist die Zähnelung zunächst ziemlich groß. Sie schwächt sich zum Rand des Zahnes hin wieder kontinuierlich ab und kann oft auch noch in sich selbst (sekundäre Zähnelung) gezähnelt sein.
Lingual beschreibt die Wurzel an ihrem oberen Rand einen hohen Bogen und bildet eine niedrig entwickelte Wurzelprotuberanz aus, die von einem kurzen Nährkanal durchbrochen ist. Die Wurzeläste sind bei den vorderen Zähnen schwach gespreizt. Sie dehnen sich bei den seitlichen und hinteren Zähnen immer mehr horizontal aus, wodurch der basale Wurzelbogen fast ganz verschwindet.
Galeocerdo: 1. Galerie
Galeocerdo aduncus, Symphysenbereich, labial, Höhe 13 mm, Breite 14 mm, Staffelbach-Böl (Schweiz), St.-Gallen-Formation, Sammlung: B. Lüdi
Galeocerdo aduncus, anterio-lateraler Zahn, Lingual- und Labialansicht, Höhe 15 mm, Breite 16 mm, Staffelbach-Böl (Schweiz), St.-Gallen-Formation, Sammlung: B. Lüdi
Galeocerdo aduncus, anterio-lateraler Zahn, Lingual- und Labialansicht, Höhe 16 mm, Breite 14 mm, Roggliswil-Hornwald (Schweiz), St.-Gallen-Formation, Sammlung: B. Lüdi
Galeocerdo aduncus, anterio-lateraler Zahn, Lingual- und Labialansicht, Höhe 15 mm, Breite 15 mm, Staffelbach-Böl (Schweiz), St.-Gallen-Formation, Sammlung: B. Lüdi
Galeocerdo aduncus, lateraler Zahn, labial, Höhe 12 mm, Breite 18 mm, Staffelbach-Böl (Schweiz), St.-Gallen-Formation, Sammlung: B. Lüdi
Galeocerdo aduncus, lateraler Zahn, Lingual- und Labialansicht, Höhe 15 mm, Breite 19 mm, Staffelbach-Böl (Schweiz), St.-Gallen-Formation, Sammlung: B. Lüdi
Galeocerdo aduncus, lateraler Zahn, Lingual- und Labialansicht, Höhe 16 mm, Breite 19 mm, Roggliswil-Hornwald (Schweiz), St.-Gallen-Formation, Sammlung: B. Lüdi
Galeocerdo aduncus, lateraler Zahn, Lingual- und Labialansicht, Höhe 15 mm, Breite 18 mm, Roggliswil-Hornwald (Schweiz), St.-Gallen-Formation, Sammlung: B. Lüdi
Galeocerdo aduncus, lateraler Zahn, lingual, Höhe 15 mm, Breite 16 mm, Staffelbach-Böl (Schweiz), St.-Gallen-Formation, Sammlung: B. Lüdi
Galeocerdo aduncus, lateraler Zahn, lingual, Höhe 15 mm, Breite 19 mm, Staffelbach-Böl (Schweiz), St.-Gallen-Formation, Sammlung: B. Lüdi
Galeocerdo aduncus, lateraler Zahn, lingual, Höhe 16 mm, Breite 18 mm, Staffelbach-Böl (Schweiz), St.-Gallen-Formation, Sammlung: B. Lüdi
Galeocerdo aduncus, lateraler Zahn, labial, Höhe 17 mm, Breite 18 mm, Staffelbach-Böl (Schweiz), St.-Gallen-Formation, Sammlung: B. Lüdi
Galeocerdo: 2. Galerie
Galeocerdo aduncus, lateraler Zahn, labial, Höhe 15 mm, Breite 18 mm, Zofingen-Kuzenhöhle (Schweiz), Luzern-Formation, Sammlung: B. Lüdi
Galeocerdo aduncus, lateraler Zahn, labial, Höhe 18 mm, Breite 21 mm, Staffelbach-Böl (Schweiz), St.-Gallen-Formation, Sammlung: B. Lüdi
Galeocerdo aduncus, lateraler Zahn, labial, Höhe 12 mm, Breite 16 mm, Staffelbach-Böl (Schweiz), St.-Gallen-Formation, Sammlung: B. Lüdi
Galeocerdo aduncus, lateraler Zahn, lingual, Höhe 12 mm, Breite 15 mm, Langnau bei Reiden-Heidenhubel (Schweiz), Luzern-Formation, Sammlung: B. Lüdi
Galeocerdo aduncus, lateraler Zahn, lingual, Höhe 20 mm, Breite 22 mm, Staffelbach-Böl (Schweiz), St.-Gallen-Formation, Sammlung: B. Lüdi
Galeocerdo aduncus, lateraler Zahn, labial, Höhe 18 mm, Breite 18 mm, Staffelbach-Böl (Schweiz), St.-Gallen-Formation, Sammlung: B. Lüdi
Galeocerdo aduncus, lateraler Zahn, lingual, Höhe 12 mm, Breite 20 mm, Staffelbach-Böl (Schweiz), St.-Gallen-Formation, Sammlung: B. Lüdi
Galeocerdo aduncus, lateraler Zahn, Lingual- und Labialansicht, Höhe 8 mm, Breite 13 mm, Roggliswil-Hornwald (Schweiz), St.-Gallen-Formation, Sammlung: B. Lüdi
Galeocerdo aduncus, lateraler Zahn, Lingual- und Labialansicht, Höhe 11 mm, Breite 19 mm, Staffelbach-Böl (Schweiz), St.-Gallen-Formation, Sammlung: B. Lüdi
Galeocerdo aduncus, lateraler Zahn, Lingual- und Labialansicht, Höhe 10 mm, Breite 18 mm, Staffelbach-Böl (Schweiz), St.-Gallen-Formation, Sammlung: B. Lüdi
Galeocerdo aduncus, lateraler Zahn (distal), Lingual- und Labialansicht, Höhe 9 mm, Breite 17 mm, Roggliswil-Hornwald (Schweiz), St.-Gallen-Formation, Sammlung: B. Lüdi
Galeocerdo aduncus, lateraler Zahn (distal), Lingual- und Labialansicht, Höhe 9 mm, Breite 18 mm, Staffelbach-Böl (Schweiz), St.-Gallen-Formation, Sammlung: B. Lüdi
Verbreitung (geografisch/stratigraphisch) in der Molasse:
Deutschland:
- Thalberggraben, Siegsdorf, Bayern (Reinecke et al. 2014)
- Baltringen, Baden-Württemberg (Probst 1878, Sach 2016)
- Walbertsweiler, Baden-Württemberg (Barthelt et al. 1991, Sach 2016, Sammlung Sach, Bracher, Unger)
- Ballendorf, Baden-Württemberg (Sammlung Bracher)
- Eggingen-Mittelhart, Baden-Württemberg (Sach 2016)
- Ursendorf, Baden-Württemberg (Höltke, 2014)
- Ermingen (Hochsträß), Baden-Württemberg (Baier et al. 2004)
- Baltenstein, Allgäu, Bayern (Scholz & Bienerth, 1992)
- Simssee, Bayern (Sammlung Pollerspöck)
- Höch, Bayern (Sammlung Pollerspöck)
Österreich:
- Pucking bei Traun, Oberösterreich (Schultz 2013, Pollerspöck et al., 2018)
- Kriechbaum bei Allerheiligen, Oberösterreich (Feichtinger et al. 2019)
- Burgschleinitz, Niederösterreich (Schultz 2013)
- Eggenburg, Niederösterreich (Schultz 2013)
- Eggendorf am Walde, Niederösterreich (Schultz 2013)
- Kühnring, Niederösterreich (Schultz 2013)
- Rainbach im Innkreis, Oberösterreich (Schultz 2013)
- Wallern an der Trattnach, Oberösterreich (Schultz 2013)
- Weinzierlbruck bei Prambachkirchen, Oberösterreich (Schultz 2013)
- Prambachkirchen, Oberösterreich (Schultz 2013)
- Linz, Oberösterreich (Schultz 2013)
- Außertreffling, Oberösterreich (Schultz 2013)
- Plesching, Oberösterreich (Schultz 2013)
- Zogelsdorf, Niederösterreich (Schultz 2013)
- Korneuburger Becken, Niederösterreich (Schultz 2013)
- Karnabrunn, Niederösterreich (Schultz 2013)
- Gaindorf, bei Ravelsbach, Niederösterreich (Schultz 2013)
- Grund, bei Hollabrunn, Niederösterreich (Schultz 2013)
Schweiz:
Burdigalium (Luzern-Formation)
- Zofingen-Kuzenhöhle (Sammlung B. Lüdi)
- Langnau bei Reiden-Heidenhubel (Sammlung B. Lüdi)
- Würenlos (Leriche 1927)
- Othmarsingen (Leriche 1927)
- Niederhasli (Leriche 1927)
- Bockstein (Leriche 1927)
Burdigalium (St.-Gallen-Formation)
- Staffelbach-Böl (Sammlung B. Lüdi)
- Roggliswil-Hornwald (Sammlung B. Lüdi)
- Triengen-Teuffengraben (Sammlung B. Lüdi)
- Buchberg (Leriche 1927)
Vorkommen außerhalb der Molasse:
gesamte Paratethys, Nordsee-Becken, Mediterran (Reinecke et al. 2011; Schultz 2013), weltweit (z.B. Landini et al. 2018; Maisch et al. 2018; Perez et al. 2017)
Literaturliste (in Zusammenarbeit mit www.shark-references.com):