Ordnung: Lamniformes Berg, 1937 Makrelenhaiartige
Familie: Alopiidae Bonaparte, 1835
Gattung: Alopias Rafinesque, 1810
Typusart : Alopias macrourus Rafinesque, 1810 (Synonym von Alopias vulpinus (Bonnaterre 1788)
†Alopias exigua (Probst, 1879)
Syntypen: Paläontologische Sammlung der Universität Tübingen (Figur 20 – 25, Tafel 2 aus Probst, 1879)
Typlokalität und Stratum typicum: Baltringen, Baden-Württemberg, Baltringen-Formation, Mittleres Ottnangium
Synonyme: Alopecias exigua (Probst, 1879), Oxyrhina exigua Probst, 1879 , Vulpecula exigua (Probst, 1879), Vulpecula (Alopecias) exigua (Probst, 1879)
Text der Erstbeschreibung: Probst, 1879 Seite 135-137
Maximalgröße: h – 13 mm
Beschreibung:
Die Ober-/Unterkieferzähne der sich gegenüberliegenden Zahnreihen unterscheiden sich nur minimal (sehr schwach ausgeprägte dignathe Heterodontie). Innerhalb der einzelnen Zahnreihen sind Größen- und Formdifferenzen vorhanden. In beiden Kieferhälften ist eine kontinuierliche Veränderung der Form und Größe der Bezahnung feststellbar (=gradient monognathe Heterodontie).
Anteriore Zähne besitzen eine relativ aufrechte Zahnkrone, welche deutlich nach lingual geneigt ist. Sie ist an ihrer Basis breit und verjüngt sich rasch zur Zahnspitze hin. Die linguale Kronenfläche ist basal kräftig, labial nur mäßig gewölbt. In seitlicher Ansicht weist die Krone der anterioren Zähne eine sigmoidale Krümmung auf, wobei sich das obere Ende der Spitze nach labial neigt. Die meisten anterioren Zähne besitzen keine Nebenspitzen, selten sind jedoch kleine Höcker vorhanden, die auf der mesialen Kronenbasis Nebenspitzen andeuten. Der Zahnschmelz ist auf beiden Seiten glatt. Die Schneidekanten sind scharf und reichen von der Spitze bis zum oberen Drittel (selten auch bis zum unteren Drittel) der Krone. Der Übergang vom basalen Kronenrand zur Wurzel ist durch eine deutliche Einschnürung (bzw. labialer Überhang) gekennzeichnet. Die Wurzel besitzt lingual eine Protuberanz mit einer tiefen Furche die zum Zentralforamen führt. Die Wurzeläste sind deutlich gespreizt mit gerundeten Enden, öfters auch mit deutlicher Verjüngung.
Laterale Zähne besitzen eine ausgezogene, schlanke Krone mit einer sehr spitzen Spitze. Nebenspitzen fehlen gänzlich. Die mesiale Kronenseite ist oftmals sigmoidal gekrümmt oder in mehr lateralen Zähnen auch gerade oder konkav. Die distale Kronenseite ist im basalen unteren Drittel konkav und verläuft im oberen Bereich gerade. Die Schneidekante ist lediglich im apikalen Bereich ausgebildet, wobei die distale Schneidekante länger ist als die mesiale. Die Zahnkrone ist leicht verdreht, dabei ist die mesiale Schneide mehr zur Zahninnenseite (lingual) und die distale Schneide mehr zur Zahnaußenseite (labial) versetzt und die Zahnspitze leicht nach labial gebogen. Die Wurzeläste sind weit gespreizt.
Bemerkung zur Art:
Die Gültigkeit der Art wurde von einigen Autoren angezweifelt (z.B. Purdy et al. 2001, Ward & Bonavia 2001). Reinecke et al. 2011 untersuchten die Originale zu Probst (1879) und weiters besser erhaltenes Material von der Typlokalität Baltringen. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass die Syntypen alle zu einer Alopias-Art gehören, dass sich die Zähne morphologisch von der heute noch rezent vorkommenden Art A. superciliosus unterscheiden und dass die Art deshalb als gültig angesehen werden muss.
Neben A. exigua wurden aus der Molasse von Barthelt et al. 1991 aus Walbertsweiler noch eine weitere Alopias-Art erwähnt. Leriche dokumentierte darüber hinaus noch Alopias latidens (Leriche 1909) aus der Molasse der Schweiz (Leriche 1927) und Belgien (Leriche 1909). Weiters gibt es einen möglichen Einzelnachweis von A. latidens aus den Phosphoritsanden von Plesching bei Linz (Schultz 1969). Diese Art ist gekennzeichnet durch eine breite dreieckige Krone und eine kräftige und dicke Wurzel.
Alopias exigua, lateraler Zahn, Labial-, Profil-, und Lingualansicht, Breite 12 mm, Höch nähe Passau, Bayern, Ottnangium, Sammlung Naturhistorisches Museum Wien (NHMW1990/1487/0188)
Alopias exigua, lateraler Zahn, Labial-, Profil- und Lingualeansicht, Breite 11 mm, Höch nähe Passau, Bayern, Ottnangium, Sammlung Naturhistorisches Museum Wien (NHMW1990/1487/0189)
Alopias exigua, lateraler Zahn, Labial und Lingualansicht, Breite 13 mm, Holzbach nähe Passau, Bayern, Ottnangium, Sammlung Naturhistorisches Museum Wien (NHMW1990/1489/0056)
Alopias exigua, lateraler Zahn, Lingual, Profil, Labialansicht, Breite 10 mm, Höch nähe Passau, Bayern, Ottnangium, Sammlung Naturhistorisches Museum Wien (NHMW1990/1487/0189)
Alopias exigua, lateraler Zahn, Labial und Lingualansicht, Breite 9 mm, Höch nähe Passau, Bayern, Ottnangium, Sammlung Naturhistorisches Museum Wien (NHMW1990/1487/0189)
Alopias exigua, anteriorer Zahn, Labial- und Lingualansicht, Breite 11 mm, Höch nähe Passau, Bayern, Ottnangium, Sammlung Naturhistorisches Museum Wien (NHMW1990/1487/0189)
Verbreitung (geografisch/stratigraphisch) in der Molasse:
Deutschland:
- Thalberggraben, Siegsdorf (Reinecke et al. 2014)
- Heigelsberger Graben, Teisendorf, Bayern (Pollerspöck & Beaury 2014)
- Baltringen, Baden Württemberg (Probst 1879; Cappetta 2006, Sach 2016 )
- Ursendorf (Probst 1879, Höltke 2014)
- Altheim (Probst 1879)
- Ermingen, Siessen, Stotzingen, Warthausen (Probst 1879)
- Walbertsweiler, Baden-Württemberg (Barthelt et al. 1991)
- Ballendorf, Baden-Württemberg (Bracher 2000)
- Höch, SW Passau, Bayern (Schultz 2013)
- Kälberbach, SW Passau, Bayern (Schultz 2013)
- Holzbach, SW Passau, Bayern (Schultz 2013)
Österreich
- Pucking bei Traun, Oberösterreich (Schultz 2013)
- Wallern an der Trattnach, Oberösterreich (Schultz 2013)
- Kühnring Hochstraße, Niederösterreich (Schultz 2013)
- Kletzenmarkt bei Bad Schallerbach, Oberösterreich (Schultz 2013)
- Innviertel, Oberösterreich, Beleg durch Bohrungen (Schultz 1984, Schultz 2013)
- Weinzierlbruck, Oberösterreich (Roetzel et al. 1991)
- Plesching bei Linz, „Austernbank“ und Umgebung, Oberösterreich (Schultz 1969, Schultz in Brzobohaty & Schultz 1973)
- Pattigham bei Ried im Innkreis, Oberösterreich, Beleg durch Bohrung (Schultz 1984; Stojaspal 1984)
Schweiz: (in Vorbereitung)
Vorkommen außerhalb der Molasse (beispielhafte Aufzählung):
- Frankreich, mittleres Miozän (Cappetta 1970)
- Krepice, Nikolcice, Tschechien, Oligozän (Schultz 2013)
- Litenčice, Tschechien, Oligozän (Gregorová 2011)
- Óbuda, Budapest und Umgebung, Ungarn, Rupelium (Szabó & Kocsis 2016)
- Belgien, Rupelium (Leriche 1910)
- Nordseebecken, Deutschland, frühes Miozän (Reinecke et al. 2011)
- Miste, nahe Winterswjik, Niederlande, mittleres Miozän (Bor et al. 2012)
Literaturliste (in Zusammenarbeit mit www.shark-references.com):