Ordnung: Carcharhiniformes Compagno, 1973 Grundhaiartige
Familie: Scyliorhinidae sensu Iglésias et al. (2005) oder Scyliorhinidae III sensu Naylor et al. (2012)
Gattung: †Pachyscyllium Reinecke, Moths, Grant & Breitkreuz, 2005
Typusart: †Pachyscyllium albigensis Reinecke, Moths, Grant & Breitkreuz, 2005
†Pachyscyllium distans (Probst, 1879)
Syntypen: Paläontologische Sammlung der Universität Tübingen (Figur 23 – 26, Tafel 3 aus Probst, 1879, der Syntyp zu Figur 25 ist verschollen, bei dem Exemplar von Figur 26 handelt es sich um einen Mundwinkelzahn von Carcharias sp. und das Exemplar zu Figur 23 ist sehr stark abgerollt und für eine Artdiagnose nicht geeignet (Reinecke et al. 2011)).
Typlokalität und Stratum typicum: Baltringen, Baden-Württemberg, Baltringen-Formation, Mittleres Ottnangium
Synonyme: Scyllium distans Probst, 1879, Premontreia distans Probst, 1879, Premontreia (Oxyscyllium) distans Probst, 1879, Scyliorhinus distans Probst, 1879, Scyliorhinus (Premontreia) distans Probst, 1879 , Scyllium acre Probst, 1879, Premontreia (Oxyscyllium) acris Probst, 1879, Triakis acre Probst, 1879
Text der Erstbeschreibung: Probst, 1879 Seite 170-171
Maximalgröße: h: bis max ca. 5 mm (meist zwischen 2 mm – 4 mm)
Taxonomische Situation: Reinecke et al. errichteten 2005 die neue Gattung Pachyscyllium mit der Typusart Pachyscyllium albigensis, stellten zu dem Zeitpunkt die Zähne der „distans“ Gruppe vorläufig noch zur Gattung Scyliorhinus, da für eine Revision der „Scyliorhinus distans“ Gruppe das vorhandene Material nicht ausreichte. Cappetta (2006) wies die Art dann der Gattung Premontreia (Oxyscyllium) zu und vertrat die Auffassung, bei „Premontreia (Oxyscyllium) distans“ handle es sich um ein Synonym der ursprünglich aus dem Pliozän von Italien beschriebenen Art Premontreia (Oxyscyllium) dachiardii (Lawley, 1876). Reinecke et al. (2011) kamen nach Studium der Originale zu Probst (1879) jedoch zu dem Ergebnis, dass die Art „distans“ valide sei und bezweifelten hier bereits die Zugehörigkeit zur Gattung Premontreia. Cappetta (2012) kam letztendlich zu dem Schluss, dass die „dachiardii-distans“ Gruppe zur Gattung Pachyscyllium gehört, folgte jedoch nicht der Auffassung von Reinecke et al. (2011) und beließ die „distans“ Art als Synonym von Pachyscyllium dachiardii. Wir folgen hier jedoch der Auffassung und Argumentation von Reinecke et al. (2011) und halten die Art aufgrund der dort dargestellten zahnmorphologischen Unterschiede in Bezug auf die Ausgestaltung der Seitenspitzen, den nach distal geneigten Lateralzähnen und den Mundwinkelzähnen, ebenfalls als valide (siehe auch Reinecke et al. 2014, Reinecke & Radwański 2015).
Beschreibung: Bei P. distans ist offensichtlich eine gradient monognathe Heterodontie ausgebildet. Die vorderen antero-lateralen Zähne haben im Gegensatz zu den seitlichen bzw. hinteren antero-lateralen Zähnen eine deutlich schlankere und annähernd senkrecht stehende Hauptspitze.
Seitliche bzw. hintere antero-lateralen Zähnen haben eine deutlich stärker nach distal geneigte Hauptspitze. In der Regel ist ein Paar kräftiger Seitenspitzen ausgebildet, in einigen wenigen Fällen kann bei hinteren antero-lateralen Zähnen auch ein zweites, niedriges und nur schwach entwickeltes Paar Seitenspitzen vorhanden sein. Die labiale und linguale Kronenfläche ist deutlich konvex gewölbt.
Sowohl die labiale Kronenbasis, als auch labialen und lingualen Flächen der Seitenspitzen sind von deutlich ausgeprägten, eng beisammen liegenden Schmelzfalten bedeckt. Diese Schmelzfalten reichen bei der Hauptspitze bis in etwa ein Drittel der Gesamthöhe und bei den Nebenspitzen bis fast zur Spitze. Die linguale Kronenbasis ist in der Regel glatt, kann aber auch an den Seiten der Hauptspitze manchmal Schmelzfalten aufweisen. Die Schneidekanten der Krone verlaufen durchgehend von der Spitze der Hauptspitze, über die mesialen und distalen Seiten der Seitenspitzen und enden an den äußersten Rändern der Seitenzähne.
Die massive Wurzel reicht beidseitig über die Krone hinaus und auf der Lingualseite ist eine kräftige Wurzelprotuberanz entwickelt. Die Basalfläche wird durch eine breite Furche, die fast den unteren Rand der Krone erreicht, in zwei gleich große, annähernd dreieckige Hälften geteilt. Hier mündet ein großes Zentralforamen. Auf den latero-lingualen Flächen der Wurzel sind weitere unterschiedlich große Foramina links und rechts der Nährfurche vorhanden, während auf der Labialfläche der Wurzel meist nur einige sehr kleine Foramina sichtbar sind.
Verbreitung (geografisch/stratigraphisch) in der Molasse:
Deutschland:
- Thalberggraben, Siegsdorf, Bayern (Reinecke et al. 2014)
- Baltringen, Baden-Württemberg (Probst 1978, Sach 2016)
- Walbertsweiler, Baden-Württemberg (Barthelt et al. 1991, Sammlung Bracher, Unger)
- Ballendorf, Baden-Württemberg (Bracher 2000)
- Mitterdorf, Bayern (Sammlung Pollerspöck)
Österreich:
- Allerding, Oberösterreich (Schultz 2013, Pollerspöck et al. 2020 in Druck)
- Höbmannsbach, bei Schärding, Oberösterreich (Sammlung Pollerspöck)
- Kletzenmarkt bei Bad Schallerbach, Oberösterreich (Sammlung Pollerspöck)
Schweiz:
Burdigalium (Luzern-Formation)
- Zofingen-Bierkeller (Jost et al. 2016)
- Hasle-Entle (Schlunegger et al. 2006)
- Wynigen-Brittenberg (Jost 2019)
Burdigalium (St.-Gallen-Formation)
- Curtiberg (Bolliger et al. 1995)
Literaturliste (in Zusammenarbeit mit www.shark-references.com):